Histamin – Segen und Fluch zugleich!

Histaminunverträglichkeit, Mastzellaktivierungssyndrom, Mastozyteose

 

In meiner Praxis kommen seit einigen Jahren immer häufiger Patienten, die unter Hautproblemen, allergischen Problemen oder Unverträglichkeiten  leiden. Oft wird mir mitgeteilt, dass Lebensmittel oder Medikamente diese Beschwerden auslösen. Eine große Anzahl unterschiedlicher Probleme können durch das Gewebehormon Histamin ausgelöst werden. Auch Rheuma, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Bluthochdruck und noch einiges mehr, können durch Histamin ausgelöst bzw. verstärkt werden.

Dies war Anlaß das Thema Histamin und Histamin-Unverträglichkeit näher zu beschreiben.

 

Die Diagnostik und die Therapie sind nicht leicht  und leicht ist es auch für den Patienten  nicht. Wenn Sie sich hier erkennen, sollten Sie sich weiter über das Thema Histamin informieren.

 

Was ist Histamin?

Histamin ist ein natürliches Gewebehormon, das in der Mastzelle gespeichert wird. Es ist ein Botenstoff der bei vielen Prozessen eine wichtige Rolle spielt.  Histamin wird aus der Aminosäure Histidin gebildet.

Histamin kann aber auch in Lebensmitteln als Verderbnisprodukt (z.B. Fisch, Eiweißprodukte) vorkommen und entsteht bei der Gärung und Reifung von Lebensmitteln (z.B. Käse, Wein, Essig, Sauerkraut). Auch die Darmflora produziert Histamin, besonders wenn es zu einer bakteriellen Fehlbesiedlung des Darms  kommt.

 

Aufgaben der Mastzelle

Mastzellen sind weiße Blutkörperchen, die im Knochenmark gebildet werden.  Da sie sozusagen als Wächter bereit  stehen um unseren Körper vor Eindringlingen und Schadstoffen zu schützen, haben sie eine ganz besondere Aufgabe.  Sie kommen besonders dort vor, wo der Körper Kontakt nach Außen hat. Mastzellen enthalten über 200 Botenstoffe (Mediatoren), bekanntere sind Histamin, Serotonin (Psyche, Schlaf), Heparin (Gerinnung), eher weniger bekannt Tryptasen (Proteinabbau), Prostaglandine, Leukotrine, Cytokine, Chondroitinsulfat und viele mehr.

 

Was macht Histamin im Körper?

Histamin hat eine zentrale Rolle bei allergischen Reaktionen und der Abwehr schädlicher Stoffe.

Histamin hat eine entscheidende Rolle bei Entzündungsreaktionen, es bewirkt das Anschwellen des Gewebes, Rötung und Wärmeentwicklung. Es reguliert die Magensäureproduktion und die Magenbewegung. Histamin hat Einfluß auf den Appetit, das Zentralnervensystem und den Schlaf-Wachrhythmus und noch vieles mehr.

So wichtig Histamin in Bezug auf Abwehr ist, so unangenehm ist es, wenn Allergien bestehen bzw. Nahrungsmittelunverträglichkeiten ausgelöst werden.

 

Da Histamin in Lebensmitteln vorkommt wie z.B. Tomaten, Hartkäse, Wein, Hefeprodukten und konservierten Lebensmitteln, hat das Essen dieser Produkte oft eine „allergische Reaktion“ zur Folge. Hierzu zählt Durchfall, Hitzegefühle, Herzrasen, rote Flecken auf der Haut, Nesselsucht, Hitzegefühl im Gesicht, Durchfall, Übelkeit, Schlaflosigkeit und viele mehr.

Nicht immer kann man sicher sagen, ob die Reaktion durch Histamin ausgelöst wird. Hier ist immer die Menge der aufgenommenen Nahrung entscheidend.

 

Bei Allergien wie Heuschnupfen, Nesselsucht, Hausstaub-  Katzen- und Hundehaarallergie und vielen mehr, ist Histamin beteiligt.

Als Medikamente können Allergiker daher Antihistamin-Medikamente einnehmen, sie Blockieren die Histaminwirkung, so bleiben die Reaktionen wie Juckreiz, Rötung und Schwellung aus.

 

Bei Reaktionen auf Lebensmittel ist es leider nicht ganz so einfach. Denn einige Reaktionen laufen trotzdem ab. Entscheidend ist das richtige Medikament zu finden und die Aufnahme von histaminhaltigen Lebensmitteln weitestgehend zu reduzieren. Entscheidend  ist auch den Darm in einen bestmöglichen Zustand zu bringen, denn hier können auch Bakterien leben, die Histamin produzieren.

Im Darm wird eine Substanz gebildet –Diaminoxidase - die das mit der Nahrung aufgenommene Histamin abbaut. Dies ist ebenfalls ein Grund, dem Darm eine entscheidende Funktion im Histaminabbau zuzuschreiben.

Und natürlich ist es wichtig, gesundes, frisches Essen zuzubereiten. Zu wissen welche Lebensmittel histaminhaltig sind und welche Lebensmittel unproblematisch verzehrt werden können.

 

Weitere Erkrankungen die in Zusammenwirkung mit Histamin bekannt sind

Von den Symptomen sind sie sich alle ähnlich, nur die Ausprägung ist in der Stärke unterschiedlich, ebenfalls die Therapie und der weitere Verlauf.

 

Mastzellaktivierungssyndrom – hier sind die Gewebemastzellen vermehrt, daueraktiv und überempfindlich. Der Körper ist nun in Daueralarmbereitschaft, so daß oft schon geringe Mengen histaminhaltiger Lebensmittel zu großen Problemen führen.

Häufig reagiert der Betroffene auf folgende Auslöser:

Lebensmittel: Rotwein, Sekt, Champagner, gut gereifte Käse, Fisch und Meeres­früchte, Fleisch, Wurst­waren, Tomate, Pizza , Nüsse, Sauer­kraut, Fertig-Essen, Zusatzstoffe, Chemikalien.

Medikamente: Schmerz­mittel Acetyl­salicyl­säure (Aspirin), Röntgen­kontrast­mittel, , Anästhe­tika und einige mehr.

 

aber auch Chemikalien, Waschmittel, Kontaktallergene und Tierhaare können problematisch sein.

 

Mastozytose

Im gesamten System kommen deutlich mehr Mastzellen in kleinen Gruppen angeordnet vor, als bei einem Gesunden. Diese Erkrankung ist noch selten, vielleicht nur, weil noch nicht ausreichend diagnostiziert wird, wenn ein Mensch solch ungewöhnliche Probleme hat. Die Diagnosesicherung muß über eine Biopsie erfolgen, hier wird die Zahl und Dichte der Mastzellen bewertet.

 

Dies war ein kleiner Überblick um eine schwierige und komplizierte Problematik oder Erkrankung zu erkennen oder überhaupt mal darüber zu lesen.  Vor einer Behandlung sollte immer eine Diagnostik stehen, was leider nicht immer so einfach ist. Auch die Therapie ist sehr individuell, hier ist jeder Patient in seiner Situation und mit seinen Problemen einzeln zu bewerten und  individuell zu behandeln.

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